Am 30.5. und am 31.8.2024 mit dem Fuchsthone Orchestra uraufgeführt, im Rahmen der jährlichen Konzertreihe Fuchsthone reloaded#. In dieser Suite habe ich mich mit dem Phänomen „Raum“ beschäftigt, genauer gesagt mit der soziologischen Deutung dieses Begriffs.
Schon länger beobachte ich mit Sorge, wie das Verhalten in öffentlichen Räumen wie auf Straßen, Parkplätzen oder auch öffentlichen Plätzen immer mehr verroht. Dabei sind wir alle verantwortlich dafür, wie wir unser Miteinander in diesen Räumen gestalten. In Friedrich Schillers „Briefen über die ästhetische Erziehung des Menschen“ (1795) fand ich einen inspirierenden Ansatz zum Gegenentwurf und habe Auszüge darüber als Text für die Vocalstimme adaptiert. So entstand der 3. Satz dieser dreiteiligen Suite unter dem Titel „Social Actors“ zuerst.
Auf das Thema des 2.Satzes „Spaces of Fear“ kam ich durch ein interessantes Gespräch mit einer angehenden jungen Architektin, die mir erklärte das der Begriff „Angsträume“ ein wichtiger Aspekt in der Architektur ist. Hier geht es um verwinkelte Ecken auf öffentlichen Plätzen oder enge, dunkle Gassen, wo sich das Gefühl der Bedrohung einstellt obwohl statistisch gesehen an diesen Orten nicht mehr Verbrechen stattfinden. Wohl aber spielt das Verhalten der dort agierenden Personen eine Rolle denn entspricht es nicht dem jeweiligen Verhaltenskodex der Zivilgesellschaft erhöht sich das Gefühl der Bedrohung. Im Laufe meiner dazu angestellten Field Recordings an einem bekannten Kölner Platz fanden in kurzer Zeit mehrere Drogenübergaben hinter meinem Rücken statt.
Der 1.Satz „Overtüre“ beschreibt, das wir alle Raum brauchen, um uns entfalten zu können und nur wenn wir nicht achtsam mit dem Raumbedürfnis anderer umgehen, kommt es zum Konflikt. Daher besteht dieser Teil überwiegend aus einem langen („raumgreifenden“) Solo auf dem Sopransaxofon.
Eine besondere Herausforderung war dabei, schon während des Komponierens die Narrative der interaktiv agierenden Media Artist-Künstlerin Claudia Schmitz mit einzudenken und zu visualisieren, die wir mit dem Fuchsthone Orchestra zur 6. Auflage unseres „reloaded#“-Programms eingeladen hatten. Die Kunst dabei war, das Visuelles und Musik nicht miteinander konkurrieren, sondern sich im besten Fall ergänzen.
Die Zusammenarbeit mit Claudia Schmitz hat große Freude bereitet und sich über die 3 Aufführungen in Wuppertal, Köln und Dortmund stetig weiterentwickelt.
Zu den drei Sätzen sind komplette Partituren erhältlich. Bei Interesse schreiben Sie dafür bitte direkt an Caroline Thon eine E-Mail Anfrage.
Harmonisches Gesamtkunstwerk – Visuelles und Musik, die nicht miteinander konkurrieren.